Kriminalität auf Autobahnen
Frachtdiebstahl aus Lastkraftwagen
Immer wieder kommt es zu Diebstählen, bei denen die Täter geladene Waren aus Lastkraftwagen entwendeten. Beliebt ist alles, was wertvoll, gut absetzbar oder leicht zu transportieren ist. Der dadurch verursachte Schaden wird vom deutschen Versicherungsgewerbe auf rund 300 Millionen Euro pro Jahr geschätzt. Zuzüglich entstehen Kosten durch Lieferverzögerungen und Produktionsausfälle.
Die häufigste Vorgehensweise der Täter beim Lkw-Frachtdiebstahl ist das so genannte „Planenschlitzen“. Das ergibt eine Untersuchung des Bundesamts für Güterverkehr (BAG), die im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) durchgeführt wurde. Dabei werden kleine Schlitze von 20 bis 30 Zentimetern in die Plane geschnitten, um die Fracht mithilfe eines Endoskops zu begutachten. „Laut dem Landeskriminalamt Niedersachsen sieht ein Drittel der Täter dann schon von einem Diebstahl ab, weil es sich für sie nicht lohnt. Ist die Ware für die Täter interessant, werden die Schlitze auf ein bis zwei Meter erweitert. Durch die Öffnung wird die Ware entwendet und meist in dicht herangefahrene Kleintransporter verladen.
Ein besonders beliebter Tatort für das „Planenschlitzen“ sind ungesicherte Park- und Rastplätze sowie Autohöfe, auf denen der Geräuschpegel hoch ist. Dadurch verringert sich das Entdeckungsrisiko. Hinzukommt, dass die Täter meist in der Nacht und in den dunkleren Monaten auch am Abend aktiv sind. Zudem werden die Ruhe- und Schlafzeiten der Lkw-Fahrer ausgenutzt, um unbemerkt vorgehen zu können. Raubüberfälle, also Diebstähle von Ladung unter Anwendung von Gewalt gegen den Fahrer, kommen nach Angaben des BKA und der Industrievereinigung Transported Asset Protection Association (TAPA) in Deutschland hingegen nur selten vor. In vielen Fällen sind jedoch professionelle Banden am Werk, die gut organisiert, flexibel und technisch gut ausgestattet sind.
Wie die Untersuchung des BAG zeigt, kommt es nicht selten zu einer bewussten oder unbewussten Weitergabe von relevanten Informationen durch die Lkw-Fahrer oder die Speditionsmitarbeiter an die Täter. Nach Einschätzungen des LKA Niedersachsen ist dies bei 60 bis 70 Prozent der Diebstähle der Fall. Die meisten Mitarbeiter handeln jedoch nicht in der Absicht, den Tätern zu helfen. Vielmehr werden sie ausspioniert oder belauscht, beispielsweise wenn sie sich an Raststätten oder über Soziale Netzwerke mit Kollegen über die Ladung oder das Reiseziel austauschen. Lkw-Fahrern und anderen Mitarbeitern von Transportunternehmen ist daher zu raten, vorsichtig mit der Weitergabe solcher Informationen umzugehen. Zudem können präventive Sicherungsmaßnahmen wie schnittfeste Gitterplanen oder Überwachungskameras im Frachtraum dabei helfen, die Täter von ihrem Vorgehen abzuhalten oder zu überführen.
Die Beratungsstellen der Polizei sowie die Stammtischmoderatoren geben hilfreiche Tipps zu präventivem Verhalten und technischen Sicherungsmaßnahmen.
Darüber hinaus ist eine Sensibilisierung der Fahrer eine weitere Möglichkeit, einen wirtschaftlichen Schaden für das Unternehmen abzuwenden. Und genau hier setzen die Fernfahrerstammtische mit der Polizei an.
Flyer "Diebstahl von Transportgütern"